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Kaum 3 Wochen ist es her, da berichtete ich an dieser Stelle von einem Wochenende in Gelsenkirchen, nämlich vom Blackfield. Und jetzt liegt auch schon wieder das Amphi-Festival hinter uns, welches letztes Wochenende zum 7. male am Tanzbrunnen in Köln stattfand.
Wie eigentlich jedes Jahr konnten die Veranstalter mit einem ordentlichen Lne-up locken und schafften es auch dieses Jahr wieder einmal das Festival komplett aus-zu-verkaufen. Es gab lediglich noch ein geringes Kontingent an Karten direkt an der Kasse zu erwerben. Auch wettertechnisch ist das Amphi ein bisschen verwöhnt, doch dieses Jahr sollte es mal nicht so sein, und so wurden die Besucher am frühen Samstag Abend von einem nicht mehr enden wollenden Schauer überrascht der auch standhaft durchhielt, und die schwarze Gemeinde zu einfallsreichen Regenschutzmaßnahmen verleitete. Wozu Müllbeutel nicht alles umfunktioniert werden können. Am Sonntag hingegen hatte sich der Wetterdienst zu Gunsten des Tanzbrunnens geirrt, und außer zwei, drei kleinen Tröpfchen blieb es trocken bis sonnig.
An der Lokation hat sich in den letzten Jahren wenig geändert, außer das sie jedes Jahr um ein paar Quadratmeter erweitert wurde. So fand man im Staatenhaus zusätzlich zu der im letzten Jahr schon installierten Indoorbühne, ein ausgedehntes Café mit schätzungsweise 1000 Sitzgelegenheiten die zum Verweilen einluden. Zudem war auch der angrenzende Park den Besuchern für Spaziergänge geöffnet. Zentral auf dem Gelände gelegen wie immer die Hauptbühne und natürlich nicht zu vergessen das Theater, welches in diesem Jahr mit Lesungen von Dr. Mark Benecke, Annie Bertram und Christian von Aster, sowie Konzerten von Rome und Persephone lockte, um nur einige Events zu nennen.
Positiv zu erwähnen sind auf jeden Fall die wie jedes Jahr absolut sauberen Wasser-WCs die in ausreichen Anzahl gleichmäßig auf dem Gelände verteilt sind, sowie die Möglichkeit sich in Beach-Bar, Strand oder Café von den „Strapazen“ der Konzerte zu erholen. Ganz großer Negativpunkt waren wie immer die Preise. Ein halber Liter Bier für 4€ ist schon eine Hausnummer, und Speisen die in der Regel noch darüber hinaus gehen, sind eigentlich gar nicht mehr hinzunehmen. Absolutes Highlight war wohl eine Waffel (ca. 10cm x 5cm) mit Puderzucker für 3,50€. Also liebes Amphi-Team, das geht überhaupt nicht. Wer es kauft ist eigentlich selber Schuld.
Ein zweiter Minuspunkt ist wie auch schon in vorangegangenen Jahren der Sound. Mir ist es unbegreiflich, dass dieses Problem seit Jahren nicht behoben werden kann. Instrumente fallen aus, Rückkopplungen bei fast jeder Band im Staatenhaus, wobei die Akustik in dieser Halle eh schon sehr schlecht ist, Mikrofone die erst nach ca 1 Minute Spieldauer der Band ihren Dienst beginnen, dass sind Dinge die sich der Besucher nicht wünscht wenn er für ein Wochenende viel Geld bezahlt.
Da wir selber am Samstag etwas später angereist waren, ist die erste Band über die ich berichten kann Frozen Plasma, die von 15:20 bis 16:00, nach eigener Aussage das Staatenhaus von 20°C auf 40°C erhizen wollten. Und das ist Ihnen auch ganz gut gelungen. Ein Feuerwerk elektronischer Beats mit feinen Syntieklängen, dass eindeutig zum Tanzen animierte. Nächster fester Termin für mich war Samsas Traum, die um 16:10Uhr auf der Hauptbühne aufspielten. Ich muss sagen, das ich schon bessere Auftritte von Herrn Kaschte gesehen habe, aber für 50 Minuten Spielzeit auf einem Festival war es ein gelungener Auftritt. Zwischen den Liedern gab es wieder mal jede Menge flapsige Kommentare, dafür aber auch eine Handvoll CD´s und T-Shirts fürs Publikum.
Nach Tanzwut betraten dann die Großväter des EBM die Bühne und die Zuschauerschar wuchs in unbeschreiblicher Geschwindigkeit an. Die Krupps schienen das ganze Festival-Volk vor die Bühne zu treiben. Hätten wir nicht einen Blick ins Staatenhaus geworfen wo zur selben Zeit Suicide Commando spielten, hätte ich gedacht die Halle muss eigentlich leer sein. Den krönenden Abschluss des ersten Festivaltags spielten Deine Lakaien. Herr Veljanov begleitet von Flügel, Geige und Cello. Getaucht in ein Lichtspiel aus Rot, Lila und Blau ließ die Besucher den ersten Tag ruhig und besinnlich beenden. Für mich einer der besten Auftritte an diesem Wochenende.
Nach einer erholsamen Nacht im eigenen Bettchen rückten wir am Sonntag recht früh wieder an, weil die Neugierde auf die Funkhausgruppe recht groß war. Als wir ankamen spielte allerdings noch She´s all That. Ähm, was war das denn? Wenn man nicht hin sah war es eine rockige Nummer mit Frauengesang, wenn man aber hin sah entdeckte man einen Haufen Gummimasken mit Glatze und Knollennase die in Overalls über die Bühne fegt. Also Augen zu und durch, den musikalisch konnten sie wirklich was bieten. Nach kurzer Umbauphase, und Ankündigung durch Dr. Mark Benecke wurde es dann voll auf der Bühne. Funkhausgruppe: Das einmalige Projekt von Herzinfarkt, Sonnenbrand, Die Perlen und Welle:Erdball. 12 Leute, elektronische wie auch akustische Klänge, und viel gehüfe und getanze auf der Bühne. Leider hatte das Dutzend Musiker mit den oben schon genannten technischen Problemen zu kämpfen und kamen eher schleppend in den Tritt. Dann aber konnten sie mich doch begeistern.
Da wir keinen festen Programmpunkt für die nächsten Stunden hatten schlenderten wir an den zahlreichen Ständen der Händler vorbei die wirklich für jeden was zu bieten hatten. Positiv viel dabei auf, dass auch viel außergewöhnliches geboten wurde was aus dem Einheitsbrei ein wenig hinausstach.
Zwischendurch mal im Staatenhaus ein Ohr auf De/Vision und Clan of Xymox geworfen. Bei einem kühlen Getränk im Café ließ es sich gut aushalten. Unser nächster Act hieß Agonoize, die ihre gewohnt bizarre Show, in Zwangsjacke von der Decke hängend begannen. Leider fing auch hier das erste Lied ohne Mikro an. Eine gelungene Show mit viel Blut und hohem Unterhaltungswert, wenn man ein Freund der Band ist. Den restlichen Tag verbrachten wir meistens weiter hinten und hörten eher zu als das wir uns noch groß was angesehen haben. Allerdings darf kein Festival zu ende gehen ohne auch mal ganz vorne gestanden zu haben. Also nutzten wir die Umbaupause zu Subway to Sally uns einen Platz in den ersten Reihen zu sichern. So konnten wir dem Headliner auf der Mainstage am Sonntag ganz nah sein und feierten ein paar Lieder mit. Allerdings gibt es auch hier wieder den Sound zu beklagen. Man hörte eigentlich nur Schlagzeug und Gesang, der Rest ging irgendwie unter.
Nach Schließen der Mainstage dann noch schnell ins Staatenhaus und Covenant lauschen. Zum Abschluss also noch eine Mischung aus Mittelalterrock und Synthiepop. So kann ein Festival zu Ende gehen.
Im großen und ganzen ein schönes Festival, wenn man von den schon oben mehrfach erwähnten Missständen mal absieht. Eine Menge netter Leute und viel Spaß mit alten und neuen Bekannten, das ist es doch was ein Festival ausmacht. Ob wir nächstes Jahr wieder dabei sind bleibt abzuwarten. Die Entscheidung fällt dann wohl eher spontan.
Der Lycanthrope!